Theatercafé und Verleihung des Theater-Ehren-Oskars
Unser Theatercafé stand diesmal im Zeichen des Balletts, unseres Thüringer Staatsballetts, wie sich die Kompanie nennen darf und ist das letzte in dieser Spielzeit. Auch diesmal eine sehr gut gefüllte BaP und mit 86 Besuchern reiht es sich in die oberen Besucherzahlen ein. Das Ballett ist eben auch sehr beliebt.
Auf der Bühne nehmen Silvana Schröder, die Ballettdirektorin, Frau Karin Schneider, die künstlerisch-organisatorische Mitarbeiterin, Herr Victor Koldamov, Ballettmeister, Herr Kristian Matia, Tänzer und der Moderator Herr Manuel Kressin Platz. Später kommt noch Herr Yuri Ilinov, der musikalische Leiter dazu. Es begrüßt im Namen des Vorstandes Thomas Stolze und dann kann es schon losgehen.
Das Ensemble, das sind 36 Tänzer, davon 14 Eleven aus 16 Nationen, was schon sehr beeindruckend ist. Im klassischen Tanz ist ja Französisch die Verständigungssprache, dann Englisch und Deutsch kommt peau a peau dazu und die Sprache des Körpers ist eh vorhanden, darum geht es ja. „Man kommt viel rum im Ballett“ meinte Herr Kressin und nach den Biographien zu urteilen stimmt das auch. Nach Sofia, Florenz, oder Verona ist Gera für einige Heimat geworden, haben ihre Familien hier, sind und werden Vater. Andere ziehen weiter, ausgerüstet mit einer fundierten Praxis auf der Bühne und im Team. Die Möglichkeit, eine Stelle als Eleve für ein Jahr zu bekommen und zu praktizieren ist für eine spätere Bewerbung auf jeden Fall von Vorteil, man bringt schon Erfahrung und eine gewisse Individualität beim Tanz mit, man ist schon Wer und braucht nicht erst Jemand zu werden.
Interessant bei den Biographien, die Damen waren an der Palucca Schule Dresden und wollten nichts Anderes werden, die Herren sind über den Fußball zum Tanz gekommen, und die Familien waren wichtig. Herr Matia hatte gegen seinen Vater gar keine andere Wahl und erst später wurde aus dem Muss ein Wollen. Gemeinsam bei allen die absolute Strenge und für mich oft brutales Herangehen, um Übungsergebnisse und Disziplin zu erreichen. Heute geht das nicht mehr, heute würden diese Trainingsmethoden schon an Körper- und Persönlichkeitsverletzung grenzen. Das Ergebnis ist eben entscheidend. Beim Tanz geht es um lange Muskelstränge, beim Fußball oder Fitness um einzelne Muskelgruppen. Letztere würden dem Tanz nicht gut tun. Nur als kontrollierte Ergänzung ginge es. Alles sehr interessant, was Frau Schneider so zu bewältigen hat, auch wie eine Choreographie entsteht, wie Frau Schröder zu ihren Stücken kommt, wie alle dann gemeinsam proben, probieren und die Ideen auf die Bühne bringen.
Den Abschluss vor der Pause bildete die Überreichung des „Ehren Oskars“ an die Abteilung Marketing & Besucherservice. Frau Weber vom Vorstand des Vereins sprach die Laudatio und Generalintendant Kay Kuntze fand noch viele schöne und anerkennende Worte für die kontinuierliche und unter viel persönlichem Einsatz stattfindende Arbeit. Besonders zu Coronazeiten war es sehr belastend, die Arbeit mit den Besuchern und vor allem, den Abonnenten die Besucherpolitik und Hygienekonzeptionen zu erklären und sie trotz allem ins Theater zu locken. Eine Aufgabe, die die Kollegen mit Bravour geleistet haben und die Ehrung mehr als verdient ist. Unter dem lebhaften Beifall des Publikums nahmen Frau Bendler, die neue Chefin und Frau Georghiu, die ehemalige Chefin der Besucherabteilung die Urkunde entgegen. Interessant, Frau Georghiu war ja selbst ehemals Tänzerin im Ballett und kann alles bestätigen, was die ehemaligen Kollegen so erzählten. Alle drei standen einmal gemeinsam auf der Bühne. Die Zeit vergeht und es gibt ja auch ein Leben nach dem Tanz, darüber wurde leider gar nicht gesprochen, hätte mich aber auch sehr interessiert. Herr Kressin, der ja vom Schauspiel kommt, ist begeistert und mit seiner Fragestellung kann er auch genau die Unterschiede herausarbeiten, die die Kunstgattungen unterscheiden und vereinen. Das Team, die gemeinsame Lösung der Aufgabe, die Umsetzung der Musik durch den Körper sind die Garantien für den Erfolg.
Im zweiten Teil, nach dem obligatorischen Sekt, kam die Ballettstange endlich zum Einsatz und auch über die nächste Premiere, „Coppelia, – das Mädchen mit den Glasaugen“, mit einigen musikalischen Sätzen, wurde gesprochen. Zum Einsatz kamen Herr Kressin und Herr Ilinov, die sich für eine Aufnahme an der Ballettschule interessierten. Einfach war das nicht, Bauch einziehen, gerade stehen, Finger halten, Gleichgewicht nicht verlieren und freundlich musste man auch noch lächeln. Frau Schröder und der Ballettmeister gaben Anleitung und es war eine heitere Angelegenheit, die aber schon deutlich machte, dass es im Ernstfall nicht so heiter ist.
Die künstliche Intelligenz, Roboter oder ähnlich funktionierende Figuren wie der Mensch, Frankenstein, der jüdische Golem, oder auch Goethes Zauberlehrling, heute die Unterstützung bei der Pflege oder als Begleiter, haben die Menschen schon seither interessiert und fasziniert, wissenschaftlich geforscht und praktiziert. Das kommt nun in neuer Gestalt auf die Bühne. Die KI, im Moment auch in aller Munde, weil es schon tolle Fortschritte gibt, besonders was Texte schreiben, oder die Bewältigung von Prüfungsausgaben betrifft und auch den Ethikrat sensibilisiert hat. Einiges wollen sie sogar verbieten. Interessant, es gibt nur 5 Riesenfirmen, die da firm sind.
Wir können gespannt sein, was sich Frau Schröder wieder hat einfallen lassen, was sie aus Inhalt und Musik macht und wie sich die Tänzer die Musik zu Eigen machen und uns zur Freude auf die Bühne bringen.